Mit Kindern nach Bangladesch – verwöhnte österreichische Teenager auf Projektreise

SONNE-Obmann Erfried Malle hat seine beiden Söhne Theodor (15) und Timi (12) auf seiner letzten Projektreise nach Bangladesch mitgenommen. Ein spannendes Abenteuer, nicht nur für die verwöhnten Teenager.

Bis zum spektakulären Empfang in der SONNE-Schule war es für Theodor und Timi ein weiter, langer Weg.

Eigentlich will ich gar nicht mitkommen !

Endlich war es so weit. Nachdem beide Schuldirektoren zugestimmt hatten, meinen beiden Söhnen für diese außergewöhnliche Reise ein paar zusätzliche freie Tage einzuräumen, musste ich mich bei der Flugbuchung und der Visum-Besorgung beeilen, denn schon in wenigen Wochen, bevor die Herbstferien begannen, sollte es mit meinen beiden Söhnen Theodor (15) und Timi (12) nach Bangladesch gehen. Außerdem benötigten wir für den Besuch im Flüchtlingscamp sowie für die Einreise in unser Schulprojektgebiet von der Regierung eine Spezialgenehmigung, deren Erlangen ca. 1 Monat dauert.

Eigentlich konnte ich es mir schon zuvor ausrechnen, dass es nicht einfach werden würde mit den beiden Buben, die schon zu Hause stets gegensätzlicher Meinung sind. Als mir aber Theodor am Weg zum Flughafen mitteilte, dass er eigentlich doch nicht mitkommen wollte, weil er ja schon vor 3 Jahren in Bangladesch gewesen war, blieb mir nichts anderes übrig als dieses Statement sofort wieder zu vergessen. Alles war gebucht, alles war geplant.

Erste Eindrücke im chaotischen Old Dhaka.

Wenn das W-LAN nicht funktioniert …

Nach langer Anreise kamen wir Samstag nachmittags am internationalen Shahanjala Flughafen in Dhaka an. Zu meinem Erstaunen war der Verkehr fast so chaotisch wie unter der Woche. Timi bemerkte das sofort: „Mann, dieser Stau ist ja nicht auszuhalten. Wie lange dauert es denn noch bis wir da sind?“ Es wurden letztendlich etwas mehr als 1,5 Stunden, der Unmut hatte sich rasch breitgemacht.

Lautstarker Streit, weil der Hotspot nicht funktionierte, machte die Anfahrt für alle Anwesenden nahezu unerträglich. Endlich, nach der Ankunft im Studentenheim, wo wir untergebracht waren, und nachdem unsere Patenkinder unser Reisegepäck in den 4 Stock geschleppt hatten und das W-Lan voll funktionsfähig war, trat wieder Einigkeit und Beruhigung ein. Einer schönen gemeinsamen Reise stand nun nichts mehr im Wege.

Zuhause bei SONNE-Country Manager Md. Al Mamun

Am Abend waren wir bei Mamun, dem SONNE Country Manager, eingeladen. Sharmin, Mamuns Ehefrau, kochte nach allen Regeln der Kunst gute bengalische Kost auf. Meine beiden Söhne hatten jedoch keine Lust auf dieses Traditionsessen und verzupften sich zwar ohne Abendessen, aber dafür glückselig, mit dem WLAN in ihr Zimmer.

Nach der ersten durchwachten, schweißgebadeten Nacht bei 30 Grad ohne Ventilatoren ging es dann um 10 Uhr mit dem Auto nach Cox‘s Bazar. Mamun war schon etwas unruhig, weil wir so lange auf die Abfahrt warten mussten, denn das letzte Onlinespiel musste wie immer noch zu Ende gespielt werden.

Im Highway-Restaurant.

Nach vielen Autostunden und mehreren Highway-Restaurants war im Gegensatz zu mir dann um 10 Uhr am Abend noch immer keiner der beiden Buben satt, sodass wir nach Ankunft im Hotel um ca. 23:30 Uhr noch Brathendl bestellten, das unbedingt vom Chef de la Cuisine, einem kleinen bangladeschischen Koch, nach Mama-Rezept zubereitet werden musste.

Um 1 Uhr war es endlich so weit. Der Bauch war voll – todmüde fielen wir ins weiche Bett.

Viele Eindrücke konnten im Laufe der Reise gesammelt werden – schöne wie weniger schöne!

Schockierend für die Buben war augenscheinlich der Besuch im weltgrößten Flüchtlingscamp Kutupalong, wo unsere SONNE schon seit mehr als 5 Jahren eine Gesundheitsstation zur medizinischen Betreuung von ca. 5000 Rohingya-Flüchtlingsfamilien aus Myanmar betreibt. Die Station war voller Patient:innen, unbekannte Gerüche erfüllten den Wartebereich, die große Körpernähe zu den Patient:innen wurde von den Buben nicht nur mit Freude aufgenommen.

Schockierende Eindrücke für die beiden Jungs beim Besuch des Rohingya-Flüchtlingslager.

Es war schon interessant, die tausenden und abertausenden Wellblechdächer der aneinandergereihten Hütten zu sehen. Von außen gewöhnte man sich rasch an den Anblick. Beim Besuch einer 20 Quadratmeter großen Hütte, in der eine Rohingya-Flüchtlingsfamilie mit ihren 8 Mitgliedern im stromlosen Dunkel lebt, war die Begeisterung dann allerdings gedämpft – so ein Leben ist für meine Jungs nicht vorstellbar.

Immer ein besonderes Erlebnis, die freundlichen Wilkommens-Zeremonien in Bangladesch.

Special Guests beim Schuleröffnungsfest

Tage später, beim Schuleröffnungsfest in Jhenaigati, war es anfänglich schon ein gutes Gefühl, als „special guest“ auf der Tribüne zu sitzen, den Kindern bei ihren jährlichen Sportwettkämpfen zusehen zu können und den Ansprachen lauschen zu dürfen. Vor allem die erste halbe Stunde war angenehm, als die sengende Hitze der Mittagszeit noch nicht voll und ganz zugeschlagen hatte. Doch was sagte wohl der Dorfälteste in seiner unbekannten Sprache?

Vier Stunden später war die Geduld, auf den Bürgermeister warten zu müssen, schon fast dem Ärger gewichen, doch dann war es endlich so weit. Die Fahne vorm neuen Schulgebäude wurde gehisst, ein kühlender Kokosnusssaft („igitt, der schmeckt ja ganz anders als der vom Supermarkt“) wurde gereicht und die Gedenktafel mit der namentlichen Würdigung der speziellen Gäste aus Österreich wurde enthüllt. Tolle Sache – noch mehr motivierte meine Söhne allerdings die Aussicht auf den Hotspot, den ich ihnen ausnahmsweise für die 9-stündige Rückfahrt nach Dhaka versprochen hatte.

Wiener Backhendl in Bangladesch

Ein besonders freudiges Ereignis war das gemeinsame Mittagessen mit unseren Patenkindern, denn Timi ließ es sich nicht nehmen, mit Theodor gemeinsam ein gutes Wiener Backhendl für die Patenkinder zuzubereiten. 3 Hendln, das heißt insgesamt 5 Kilo Fleisch und 3 Stunden Zeit zum Panieren. Mann, war das ein gutes Mahl! Die bengalischen Kinder waren auf jeden Fall froh darüber, nach den fetttriefenden, ungewohnten gebackenen Hendlhaxn den so unverzichtbaren Reis mit scharfem Curry essen zu dürfen.

Auch abseits der SONNE-Projekte gibt es jede Menge aufregende Impressionen in Bangladesch.

Mangrovenwäldern, Affen und die Krokodile

Und dazwischen Millionen von anderen intensiven Eindrücken die alle wohl erst in den kommenden Monaten und Jahren verarbeitet werden. Dhaka, diese überbevölkerte Mega-City mit ihren unzähligen Staus und verbeulten Autobussen, die Bootsfahrt in den weltgrößten Mangrovenwäldern, die Affen und die Krokodile und die Vorfreude auf ein, zwei Tage Dubai – all das, was eine Reise nach Bangladesch ausmacht.

„Wollt ihr nächstes Jahr wieder mitkommen nach Bangladesch?“ „Nein danke, Papa, es gibt so viele Länder, die schöner sind!“

Mit anderen Worten: Einmal Bangladesch – das reicht für meine Söhne!

Wollen auch Sie uns auf einer spannenden Reise nach Bangladesch begleiten?

Und wenn nun Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Lust bekommen haben, dieses  wunderbare Bangladesch mit mir zu bereisen, dann lassen Sie es mich bitte wissen (malle@sonne-international.org). Für den Frühjahrstermin (Abreise 14. Februar)  gibt es noch 3 freie Plätze. Alle Reisen werden in der Kleingruppe (bis max. 12 Personen) durchgeführt. Auch im Herbst werde ich mit Pateneltern nach Bangladesch reisen. Gerne kann ich Ihnen das Reiseprogramm zusenden.
Selbstverständlich besuchen wir das weltgrößte Flüchtlingscamp, die weltgrößten Mangrovenwälder Sundarbarns, den weltlängsten Badestrand die weltgrößte Schiffsabwrackungsstation und viele Highlights mehr. Ein persönliches Kennenlernen mit ihrem Patenkind steht auch am Programm. Für fast alle Reiseteilnehmer:innen war Bangladesch bisher das tollste Reiseziel überhaupt. Und durch unsere humanitäre Arbeit haben wir eine sehr besonderen Zugang zu den Menschen vor Ort.

„Kommen Sie, bevor die Touristen kommen“!

Das lokale Team von SONNE-Bangladesch und alle unsere SONNE-Schüler:innen freuen sich schon, wenn auch Sie einmal mit Erfried auf Projekt- und Entdeckungsreise gehen.