Zwei Menschen. Eine Vision.

Edda und Armin feiern ihr 15-jähriges Jubiläum bei uns und haben unzählige Geschichten zu erzählen: von ihren Anfängen als „Mädchen für alles“ und Kalenderverkäufer bis hin zu Projektleitungen, die Leben verändern.

Was treibt sie an? Sie haben sich gegenseitig ein paar Fragen gestellt.

Aus dem SONNE-Fotoalbum: Edda und Armin gemeinsam bei einem Netzwerktreffen im Jahr 2014.

Wie bist du zur SONNE gekommen, Edda?

Im Jahr 2010 habe ich den Entschluss gefasst, mich ehrenamtlich zu engagieren. Nach kurzer Recherche bin ich auf die Online-Plattform „Ehrenamtsbörse“ gestoßen und habe mich mehrere Stunden mit einigen hundert Non Profit Organisationen beschäftigt. Als ich beim Buchstaben „S“ war, fiel meine Aufmerksamkeit sofort auf SONNE-International. Nachdem ich ein absoluter Fan von Sommer und Sonne bin, hat diese Organisation sofort mein Interesse geweckt. Das erste Kennenlernen fand mit Erfried und der Mitbegründerin der SONNE, Dr. Susanne Prügger, statt. Ich war gleich von den Menschen und der Arbeit von SONNE angetan und es war mir sofort klar, mich hier ehrenamtlich engagieren zu wollen.

Dieses Jubiläum erinnert mich auch daran, wie wertvoll es ist, meine Zeit und Energie in eine Aufgabe zu investieren, die anderen Menschen zugutekommt. Dass aus meiner ersten Begegnung mit SONNE ein 15-jähriges Engagement wird, konnte ich damals freilich nicht ahnen.

Wie bist du zur SONNE gekommen, Armin?

Durch Umwege! (lacht) Nachdem ich die HTL in Kapfenberg besuchte hatte, habe ich einen Job als Techniker begonnen und dabei auch mehrere Monate beruflich in Libyen verbracht. Dort bin ich das erst Mal sehr armen Menschen begegnet und das hat viel in mir verändert. Mir wurde dort klar, dass ich als Österreicher sehr viele Privilegien automatisch bei meiner Geburt bekommen habe und es keine Chancengleichheit auf unserer Welt gibt. Als junger Ingenieur habe ich viel Zeit in der libyschen Wüste verbracht. Dort hatte ich Zeit zum Nachdenken und da wurde mir klar: Ich möchte meine Privilegien nicht nur dankend annehmen, sondern sie auch weitergeben. Mein Plan war, Entwicklungshelfer zu werden. Doch wie? Im Internet wurde ich fündig: Ich bin auf den Studienzweig „International Entwicklung“ gestoßen, wo man zumindest in der Theorie lernt, wie man das Handwerk der internationalen Entwicklungszusammenarbeit ausübt.

Obwohl ich eigentlich nie vorgehabt hatte, jemals zu studieren, habe ich nach ein paar Jahren als Techniker mit dem Studium der Internationalen Entwicklung in Wien begonnen.

Der Weg zu SONNE begann für mich mit einem Taschenkalender auf einer Party in Wien – und dem Wunsch, neben meinem Studium schon irgendwo praktisch anzupacken. Nach ein paar Semester auf der Uni begann ich, nach einem Verein zu suchen, wo ich mich neben dem Studium ehrenamtlich engagieren kann. Bei einer WG-Party traf ich zufällig einen alten Bekannten aus meinem Heimatort Rottenmann. Er hat sehr von SONNE geschwärmt, weil er zu dieser Zeit ehrenamtlich die Website machte und viel mit dem Team in Österreich zu tun hatte. Dann schenkte er mir einen kleinen SONNE-Taschenkalender, der einen Aufruf zur ehrenamtlichen Mitarbeit enthielt. Ich beschloss, diesem Verein eine Chance zu geben. Ich lernte unseren Obmann Erfried Malle kennen – und war sofort begeistert: von der Idee, der Energie und der Bodenständigkeit der Organisation.

Was mit einem Ehrenamt begann, wurde eine Anstellung – und ist bis heute ein Beruf, der sich nach wie vor wie eine Berufung anfühlt. Das ist jetzt 15 Jahre her.

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Liebe Edda, was waren in den vergangenen 15 Jahren deine Aufgabengebiete bei SONNE?

Als ich vor 15 Jahren ins SONNE-Büro kam, war die Situation eine ganz andere als heute: Es gab keine festangestellten
Mitarbeiter, das Team bestand aus Ehrenamtlichen. Daher war ich zu Beginn meiner Tätigkeit bei SONNE „Mädchen für alles“. Ich habe mich um die Betreuung unserer Spenderdatenbank gekümmert, Drucksorten koordiniert, Spenderinnen und Spender betreut, unsere Kommunikationsmittel organisiert, das gesamte Büro gemanagt und vieles mehr.

Aufgrund der zunehmenden Professionalisierung von SONNE wurde mein Aufgabengebiet spezifischer. Nun, als Obmann-Stellvertreterin, konzentrieren sich meine Tätigkeiten auf die interne Organisation und Weiterentwicklung unserer Strukturen, Betreuung von Bankagenden, Überwachung von Rechtssicherheit bei offiziellen Dokumenten u.a. Nicht zuletzt springe ich dort ein, wo das SONNE-Team Unterstützung braucht.

Und bei dir, lieber Armin?

In den letzten 15 Jahren durfte ich in bei SONNE sehr viele Rollen übernehmen – vom anfänglich ehrenamtlichen Allrounder bis hin zum Projektleiter für Indien und Myanmar. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich im ersten Jahr als ehrenamtlicher Mitarbeiter die Wiener EZA-Geschäfte abklapperte, um ihnen unseren Wandkalender zu verkaufen. Mittlerweile darf ich als Projektleiter Verantwortung für unsere Projekte in Myanmar und Indien und unsere lokalen Mitarbeiter:innen übernehmen und darüber hinaus proaktiv die Zukunft unserer Organisation mitgestalten.

Armin als Ehrenamtlicher bei seiner ersten Projektreise nach Indien (2012)

Edda, was waren eigentlich deine schönsten Momente in dieser Zeit?   

Einzelne schöne Momente herauszufiltern ist schwierig. Eine wunderschöne Erinnerung bleibt auf jeden Fall meine erste Projektreise 2014 nach Myanmar, wo ich zum ersten Mal hautnah mitbekommen habe, welche positiven Auswirkungen unsere Arbeit in Wien auf unsere Schützlinge vor Ort hat. Damals habe ich auch mein Patenkind Laung Mro getroffen. Es war sehr erfreulich, seine positive Entwicklung zu beobachten und ihn bis zu seinem Schulabschluss zu unterstützen. Ich möchte hier gleich die Gelegenheit nutzen, um einen Appell an unsere Spender zu richten, ebenfalls mittels einer SONNE-Patenschaft unsere Projekte regelmäßig zu unterstützen, damit wir vielen Kindern gleichzeitig helfen können.

Was waren eigentlich deine schönsten Momente bei SONNE, lieber Armin?

Es sind oft die leisen, unspektakulären Momente, die mich am tiefsten berühren: wenn z.B. ein ehemaliger SONNE-Schüler, den ich seit über zehn Jahren kenne, mir als Projektkoordinator stolz das erstes SONNE-Projekt, das er betreut, vor Ort präsentiert. Regelmäßig persönlich bei unseren Projekten zu sein und zu sehen, wie vielen Menschen wir nachhaltig helfen, das sind für mich unbezahlbare Momente. In Österreich bin ich oft sehr berührt, wenn ich sehe, dass unsere SONNE-Community bei Krisensituationen sofort aktiv wird und wir durch Spenden oft sehr schnell helfen können, wie es zum Beispiel heuer nach dem Erdbeben in Myanmar der Fall war. Diesen Zusammenhalt zu spüren macht mir große Freude.

Edda bei ihrem ersten Projektbesuch in Myanmar (2014)

Was treibt dich an, Edda?

Primär die Überzeugung, dass ich mit meiner regelmäßigen Tätigkeit bei SONNE etwas bewegen kann. Vor allem, dass wir Kindern Zugang zu Bildung ermöglichen, denen er sonst verwehrt geblieben wäre. So erhalten Familien neue Perspektiven und unsere Projekte schaffen nachhaltige Veränderungen.

Aber auch die Begegnungen in Wien bei SONNE-Events, wo ich die meisten Spenderinnen, Unterstützer und Sponsoren bereits seit 15 Jahren kenne. Diese Beständigkeit im SONNE-Umfeld ist sehr schön zu erleben und gibt der Organisation sehr viel Sicherheit und Konstanz, nicht nur in finanzieller Hinsicht.

Jetzt bin ich gespannt, was dich antreibt, Armin?

Mich treibt die Überzeugung an, dass jeder Mensch auf unserer schönen Welt das Recht auf ein Leben in Würde hat – mit Zugang zu Bildung und einer Gesundheitsversorgung. Ich habe das große Glück, in Österreich in Frieden und voller Möglichkeiten aufgewachsen zu sein. Dieses Privileg mit so vielen Menschen wie möglich teilen zu können ist meine Vision! Was mich zusätzlich motiviert, ist das Vertrauen in unsere lokalen SONNE-Mitarbeiter:innen, denn ich kenne die meisten seit vielen Jahren persönlich und bewundere ihr Engagement und Durchhaltevermögen. Wenn ich sehe, was mit vergleichsweise geringen Mitteln möglich wird – wie Kinder aufblühen, Frauen selbstbewusst werden oder Dorfgemeinschaften neue Perspektiven entwickeln – dann weiß ich: Mein kleines Leben hat eine direkte Auswirkung auf viele benachteilige Menschen! Neben den schlechten Nachrichten in den Medien tut es ganz einfach gut zu sehen, dass wir als SONNE-Community durch unser gemeinsames Engagement so viel Positives zu berichten haben!

Armin mit unserem SONNE-Gesundheitsteam in Indien (2025)

Edda, was wünscht du dir für die Zukunft? Ausblick auf die nächsten Jahre?

Aufgrund meiner Erfahrungen der letzten 15 Jahre blicke ich sehr positiv in die SONNE Zukunft. Natürlich gab es in diesen Jahren mitunter auch schwierige wirtschaftliche Situationen, aber die konnten mit großem Einsatz bewältigt werden. Unser Team in Wien ist stetig gewachsen! Bestand das SONNE-Team vor 15 Jahren noch hauptsächlich aus Ehrenamtlichen, so konnten wir im Laufe der Jahre eine professionelle Struktur aufbauen und zuletzt auch zwei junge engagierte Mitarbeiterinnen für uns gewinnen.

SONNE-International hat sich eine starke Basis aufgebaut, unsere unzähligen Mitarbeiter in den Projektländern verrichten eine sensationelle Arbeit, Beziehungen zu unseren Spendern, Unternehmenspartnern, Fördergebern bestehen mitunter schon seit 15-20 Jahren. Unsere Basis bleibt das große Engagement unserer Unterstützerinnen und Unterstützer, das uns ermöglicht, in unseren Projektländern nachhaltig Chancen auf Bildung, Gesundheit und Förderung von Frauen zu schaffen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Was wünscht du dir für die Zukunft, Armin?

Ich wünsche mir, dass wir als Organisation weiter mutig, lernfähig und menschlich bleiben – auch wenn unser Arbeitsalltag komplexer wird. Dass wir unsere Projekte stetig professionalisieren und weiterentwickeln, ohne unsere Wurzeln und Nähe zu den Menschen zu verlieren. Für die nächsten Jahre wünsche ich mir, dass wir noch mehr benachteiligte Menschen durch neue innovative Projekte nachhaltig stärken können. Und ich hoffe, dass unsere SONNE-Community weiterwächst: mit engagierten Menschen, die sich mit Herz und Haltung einbringen und sich von schlechten Nachrichten aus den Medien nicht die Energie für ein solidarisches Leben nehmen lassen.