Unser landwirtschaftliches Ausbildungszentrum bekämpft die chronische Unterernährung in der AFAR-Region

Seit April 2022 betreiben wir gemeinsam mit unserem Projektpartner APDA ein Programm zur Verbesserung der Ernährungssicherheit für die von Unterernährung betroffenen AFAR-Hirten in Äthiopien.

Der jüngste Fortschrittsbericht zu diesem Projekt erfüllt uns mit Hoffnung.

  • Äthiopien, AFAR, Impressionen, Menschen

Auf der Suche nach neuen Wegen zum Überleben – der Klimawandel bedroht die traditionelle Lebensweise der Afar-Nomaden.

Eine jahrhundertealte Lebensweise wird bald Geschichte sein

Die Lage der nomadischen Hirten vom Stamm der AFAR in Äthiopien wird immer prekärer. Die Dürreperioden werden immer länger, Weideland und Wasserstellen sind rar. Die Kamel- und Ziegenherden sind stark dezimiert, die verbliebenen Tiere geschwächt und anfällig für Krankheiten. Die meisten Afar leben daher in ständiger Ernährungsunsicherheit, vor allem ihre Kinder leiden unter chronischer Mangel- und Unterernährung.

Neue Wege für die Afar-Nomaden: Ackerbau und Viehzucht

In unserem von der Austrian Development Agency (ADA) finanzierten landwirtschaftlichen Ausbildungszentrum werden „InfluencerInnen“ aus der nomadischen Gemeinschaft zu landwirtschaftlichen ExpertInnen ausgebildet. Ausgestattet mit neuem Wissen, Werkzeugen und Saatgut sollen sie in ihren Dörfern Acker- und Gartenbau betreiben, für die Vermarktung der Produkte sorgen und als MultiplikatorInnen fungieren.

Das neue Landwirtschaftsprojekt wird vieles verändern

Aktuelle Projektfortschritte

Im letzten Quartal wurden wesentliche Fortschritte in diesem wichtigen Projekt erzielt. Insgesamt konnten 231 Personen (64 Männer und 167 Frauen) ausgebildet werden. Alle ausgebildeten Personen haben bereits damit begonnen, die erlernten landwirtschaftlichen Anbaumethoden in ihren Heimatregionen einzuführen. Die Initiative hat bei den Afar ein großes Interesse an der Landwirtschaft geweckt und damit auch Menschen erreicht, die sich bisher nicht mit dem Anbau von Nahrungsmitteln beschäftigt haben. 

Vor allem die Frauen legen einen bemerkenswerten Enthusiasmus an den Tag. So haben sie Läden eröffnet und erzielen  bereits Einkommen durch den Verkauf von Kräutern, Zwiebeln und Wassermelonen. Sie werden zu Vorbildern in ihren Gemeinden und inspirieren andere Frauen, sich mit dem Anbau und der Vermarktung von Nutzpflanzen zu beschäftigen.

Die Arbeiten gehen zügig voran

Tägliche Herausforderungen: Heuschrecken und Wetterextreme

Eine der größten Herausforderungen, mit denen das Volk der Afar und auch das Projekt immer wieder konfrontiert ist, sind die unvorhersehbaren Wetterbedingungen. In letzter Zeit traten in der Region ungewöhnliche Regenfälle und Wetterextreme auf, die nicht ins übliche Muster passten. Einige Gebiete, darunter die zentrale Afar-Region, der äußerste Norden und die östliche Grenze zu Dschibuti, litten unter dem völligen Ausbleiben von Niederschlägen und auch die westlichen Grenzgebiete verzeichneten während der üblichen Regenzeit von Juli bis September unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Hohe Temperaturen von über 40 Grad Celsius hielten seit April an und erschwerten die Keimung und den Anbau verschiedener Gemüsekulturen.

Zudem hatte das Projekt mit einem starken Heuschreckenbefall zu kämpfen. Von den mehr als 14 schwer betroffenen Gebieten in der Afar-Region wurden auch unsere Parzelle in Quxxaxayto verwüstet. Zusammen mit einer Invasion von „Armeewürmern“ verursachten die Heuschrecken dort schwere Schäden an Kulturen wie Wassermelonen, Mais und Tomaten.

Vieles wurde bereits erreicht

Anhand unserer Parzelle in Quxxaxayto hat sich gezeigt, dass Windschutzbäume ebenso dringend benötigt werden wie Bäumen zur Beschattung. Nur so kann das zwischen den Bäumen angebaute Pflanzengut gedeihen. Dringend notwendig war auch der Schutz des Geländes vor möglichen Überschwemmungen durch den Fluss Geega, weshalb ein Damm gebaut wurde.

Auf unserer Parzelle hatten wir auch mit Problemen durch das heiße, artesischen Wasser, das aus dem dortigen Brunnen kommt, zu kämpfen.  Die Lösung dieses Problems ist die neu gebaute Kühlzisterne mit einem Fassungsvermögen von 60.000 Litern.

Das Projekt macht große Fortschritte bei der Verbesserung der Ernährungssicherheit, der Stärkung der Rolle der Frauen und dem Aufbau lokaler Kapazitäten, obwohl es mit verschiedenen Herausforderungen im Zusammenhang mit Wetter und Schädlingsbefall zu kämpfen hat.

Valerie Browning – Projektpartnerin bei APDA.

Pläne für die nahe Zukunft

Im Hinblick auf das nächste Quartal haben wir mehrere Hauptziele für das Projekt formuliert:

  • Erweiterung der Einzäunung des Projektgeländes unter Verwendung der zugewiesenen Mittel.
  • Fortsetzung der Gespräche zwischen APDA, der Samara Universität und der Afar Agricultural Research Unit, um die Ausbildung der Menschen und die Auswahl der besten Pflanzensorten für die Region zu verbessern.
  • Einführung eines regelmäßigen Monitorings der bereits Ausgebildeten, am besten alle 15 Tage.
  • Beginn des Baus einer Kühlkammer für die Lagerung der Ernte.
  • Organisation eines Treffens mit den Stakeholdern, um die Projektziele zu diskutieren und zu vereinbaren.
  • Ausstattung der ersten Gruppe von 60 bereits Ausgebildeten mit Gartenbaugeräten.

Mit der Unterstützung eines neuen APDA-Mitarbeiters, eines Pflanzenwissenschaftlers, soll das Grundstück neu gestaltet werden. Nach der Errichtung eines Windschutzes soll das Gelände, wie ursprünglich geplant, als Baumschule genutzt werden können.

Die Umzäunung und der Plan für den Kühlraum sind in Arbeit und werden hoffentlich bis Ende Oktober fertiggestellt sein. Danach soll mit der Baumschule begonnen werden.  Auch an den weiteren Zielen wird mit Hochdruck gearbeitet

  • Landwirtschaftsprojekt_Äthiopien Zertifikat

Nach bestandener Ausbildung

Erreichte Ergebnisse im Detail

  • Afar-Hirten nutzen das landwirtschaftliche Ausbildungszentrum als Ausbildungsstätte, Baumschule und Gemeinschaftsraum. Es leistet einen Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) Nr. 6, Nr. 12 und Nr. 15.
  • Insgesamt 720 Menschen (360 Frauen und 120 Jugendliche aus ländlichen Gemeinden sowie 240 Freiwillige aus der Stadt) haben Kenntnisse und Fähigkeiten im Anbau von Nahrungsmitteln erworben. Sie sind nun in der Lage, den Anbau zu planen und durchzuführen und ihr Wissen in ihren Gemeinschaften weiterzugeben, was zu den SDGs 1, 2, 3 und 10 beiträgt.
  • Das Ausbildungszentrum führt derzeit seinen 4. Schulungskurs durch, an dem Gemeindemitglieder aus den unterschiedlichsten Orten teilnehmen. Einige wenige haben bereits Erfahrung mit dem Gartenbau, während sich die meisten von ihnen noch nie an den Anbau und die Vermarktung von Nahrungspflanzen gewagt haben.
  •  360 Afar-Frauen haben sich in ihren Gemeinden zu führenden Persönlichkeiten und Expertinnen in den Bereichen Gartenbau, Vermarktung und Ernährung entwickelt. Dies steht im Einklang mit SDG Nr. 5 und den GAP-II-Zielen 5 und 6.
  • APDA führt eine regelmäßige Nachbetreuung der Gruppen durch, die an der Schulung teilgenommen haben, und unterstützt sie mit Saatgut, Setzlingen, Beratung und Verbindung zur Regierung. An mehreren Orten haben Frauen inzwischen selbst die Initiative übernommen: Sie errichten Gemeinschaftsläden zur Vermarktung der Produkte, unterrichten andere Frauen in der Gemeinde in der Planung der Fruchtfolge und geben Kochkurse.

Gesamtwirkung:

Insgesamt sehen wir das Projekt als eine wichtige Säule unserer Arbeit in der Region. Es ist sehr ermutigend, dass die Afar-Hirten Gemüse und Früchte essen, die sie vorher nicht kannten, sowie diese auch verkaufen und ein alternatives Einkommen erzielen. Das Projekt wird daher als Impulsgeber für verschiedene Programmideen und auch als Lernzentrum für die Gemeinschaft und für APDA gesehen.