Ein Unglück kommt selten allein

Dürreperioden, Hungersnot, Heuschreckenplage und Bürgerkrieg. Das Corona-Virus scheint in Äthiopien zur Zeit das kleinere Übel zu sein.

Das semi-nomadische Hirtenvolk der Afar hat ständig unter vielfältigen Bedrohungen zu leiden: Häufig wiederkehrende, manchmal mehrjährige Dürreperioden lassen Gräser und Pflanzen verdorren und führen dazu, dass die Tiere verenden und die Menschen hungern; falls der Regen dann doch endlich kommt, sind die Niederschläge oft sintflutartig und schwemmen wertvolle Erde weg; periodisch auftretende Schwärme von Riesenheuschrecken fressen auch noch das letzte Grün von Weiden, Büschen und Bäumen; zahlreiche Epidemien, die zum Teil bedeutend gefährlicher sind als Corona (wie z. B. Malaria, Durchfallerkrankungen, Lungenentzündung, Keuchhusten, Fieber etc.) plagen die von Nahrungsmangel geschwächten Menschen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Zugang zu Schulbildung, Gesundheitsversorgung und anderen Sozialleistungen in dem wüstenartigen, unwirtlichen Land äußerst beschränkt beziehungsweise gar nicht vorhanden ist.

Gemeinsamer Einsatz für die geplagten AFAR Nomaden

In diesem schwierigen Umfeld versuchen wir gemeinsam mit unserer Partnerorganisation APDA (Afar Pastoralist Development  Association) und ihrer Vorkämpferin Valerie Browning, die Menschen, die auf der Suche nach Weiden für ihre Tiere häufig unterwegs sind, mit mobilen Bildungs-, Aufklärungs- und Gesundheitsprogrammen bestmöglich zu unterstützen. Durch mobile Gesundheitsbeauftragte und Geburtshelferinnen erhalten die Afar (insbesondere Frauen, junge Mütter, Neugeborene und Kinder) medizinische Unterstützung, in Nomadenschulen wird das Bildungsniveau angehoben, Aufklärungsprojekte vermitteln den Menschen moderne Hygiene- und Ernährungskonzepte.

Erweiterung eines Erfolgskonzeptes

Durch den mobilen Einsatz eines gut ausgebildeten Gesundheitspersonals soll der allgemeine Gesundheitszustand in dieser entlegenen Region verbessert und die Sterberate, insbesondere von Frauen, Neugeborenen und  Säuglingen nachhaltig gesenkt werden. Bei unserem neuesten Projekt handelt es sich um eine geografische Erweiterung unserer bereits laufenden Gesundheitsprogramme in anderen Bezirken der Afar-Region. So wollen wir es schaffen, allen Widrigkeiten zum Trotz erstmalig eine flächendeckende medizinische Basisversorgung anzubieten.

Leider werden all diese Aktivitäten, die den Menschen das Überleben in einer der heißesten Gegenden der Erde ermöglichen sollen, derzeit in großen Teilen der Afar-Region durch einen Bürgerkrieg enorm erschwert: Seit November 2020 geht Ministerpräsident Abiy Ahmed militärisch gegen das Volk der Tigray vor, dessen politische Eliten das Land 28 Jahre lang dominierten und die sich mit dem Machtverlust nicht abfinden wollen.

Der Konflikt, der sich ursprünglich auf die Region Tigray beschränkte, wird mit großer Grausamkeit geführt, es gibt zahlreiche Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen. Leider haben sich die kriegerischen Auseinandersetzungen mittlerweile auf die benachbarte Afar-Region ausgebreitet. Obwohl eigentlich nicht direkt betroffen, sind die Afar stark in Mitleidenschaft gezogen.

Hundertausende auf der Flucht

Um den Kampfhandlungen zu entkommen, verlassen zunehmend mehr Menschen ihre angestammten Wohngebiete und ziehen sich in immer entlegenere und unwirtlichere Gegenden zurück, wo sie auf Dauer nicht überleben können. Valerie Browning von unserer Partnerorganisation APDA schätzte die Zahl der Binnenflüchtlinge bei den Afar schon im August auf knapp 200.000. Die letzten Vorräte sind aufgebraucht, die meisten der Ziegen und Kamele (die den Besitz und das Auskommen dieses Hirtenvolkes darstellen) mussten wegen der Nahrungsmittelknappheit bereits geschlachtet werden.

BITTE HELFEN SIE DEN NOTLEIDENDEN MENSCHEN!

Derzeit mangelt es an allem. Besonders dringend benötigt werden Nahrungsmittel (besonders für unterernährte Kinder, Frauen, Alte und Kranke), Schutzplanen, Decken und Schlafmatten, Seife und Wasseraufbereitungsmittel, Medikamente und Moskitonetze. Außerdem wurden mehrere Städte völlig verwüstet und etliche Schulen, Krankenhäuser und Warenlager geplündert und niedergebrannt, die längerfristig wieder aufgebaut werden müssen.
Die logistischen Herausforderungen und natürlich auch die finanzielle Belastung für unsere Partnerorganisation APDA sind riesig. Valerie Browning und ihr Team unternehmen alles in ihrer Macht Stehende, um die vielen Vertriebenen vor dem Ausbruch von Seuchen beziehungsweise vor dem Verhungern zu bewahren.

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Unsere Projekte in Äthiopien

Aktuelle und abgeschlossenen SONNE-Projekte in Äthiopien.