Baba Kaiserschmarrn!

Baba Kaiserschmarrn, Dhal ich komme !

Meine Rucksäcke geschultert und rein in die S-Bahn Richtung Flughafen Wien. Endlich geht es wieder ab Richtung Asien. Meine Vorfreude ist dieses Mal besonders groß, denn heuer habe ich noch keines unserer Projekte besuchen können. Es macht mir zwar sehr viel Freude im Büro in Wien an Anträgen und Berichten zu arbeiten, aber vor Ort zu sein und die Erfolge unserer Projekte selbst zu sehen, ist für mich immer wieder eine wichtige Inspirations- und Motivationsquelle. Um 15 Uhr geht’s nach Dubai, um vier Stunden später nach Dhaka zu fliegen.

Tag 1 in Bangladesch

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Ankunft um 9 Uhr Ortszeit am Flughafen in der 20-Millionen-Stadt Dhaka. Nach einer ungewöhnlichen zweistündigen Wartezeit habe ich mein Visum bekommen, was zumindest den Vorteil hatte, dass am Förderband meine Rucksäcke bereits die eine oder andere Ehrenrunde gedreht hatten und daher leicht zu finden waren. Mamun, unser Chef hier in Bangladesch, hat mich herzlich empfangen. Auf das Wiedersehen mit ihm habe ich mich besonders gefreut. Mit unserem fahrbaren Untersatz sind wird direkt nach Jhenaigati gefahren und dort nach sechs Stunden auch gut angekommen. Obwohl ich im Flugzeug nicht geschlafen habe, nutzen wir die Anreise, um uns endlich wieder – offline – austauschen zu können. Nach einem zweistündigen Schläfchen in meiner Unterkunft gingen wir gemütlich Abendessen und haben die Aufgaben der kommenden Tage besprochen. Obwohl Mamun meine Genehmigung für Alikadom vor einem Monat beantragt hat, ist noch immer nicht sicher, ob Ausländer derzeit in dieses Gebiet fahren dürfen und ich meine offizielle Genehmigung überhaupt noch bekomme!

Tag 2 in Bangladesch

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Früh am Morgen nach einem leckeren Linsen-Frühstück (Linsen heißen hier Dhal) bin ich mit Mamun in unser SONNE-Büro in Jhenaigati gefahren. Diese Fahrt dauerte diesmal nur ein paar Minuten. Von diesem Büro aus werden nicht nur unsere Projektstandorte in diesem Bezirk koordiniert, sondern hier wohnt derzeit auch Carmen, unsere tapfere Schneiderin aus Wien. Seit fast einem Jahr arbeitet sie ehrenamtlich, aber mit vollem Elan hier in Bangladesch. Sie hat sich ihre zwei kleinen Räume sehr nett eingerichtet und man merkt auch hier Spuren ihrer Kreativität.

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Nachdem ich einen kleinen Einblick in ihr spannendes Leben bekommen habe, sind wir gemeinsam nach Halchati zu einer unserer Dorfschulen gefahren. Als wir uns der Schule zu Fuß näherten, konnten wir schon aus weiter Entfernung Kinder singen hören. Es war nämlich gerade Kulturunterricht und es wurden traditionelle Lieder einstudiert.

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An diesem Schulstandort wurde mit der Errichtung eines neuen Schulgebäudes begonnen. Die Kinder freuen sich schon sehr auf ein wetterfestes Schulgebäude, denn während der Regenzeit müssen sie derzeit noch oft im Nassen sitzen. Das Grundstück für die neue Schule wurde von einem Dorfbewohner zur Verfügung gestellt. Dies ist meiner Meinung nach ein Zeichen, dass Bildungseinrichtungen hier auch in den entlegenen Dörfern definitiv erwünscht sind. Die Anzahl der SchülerInnen an dieser Schule hat sich auch in einem Jahr um 30 Prozent erhöht. Ein privates Grundstück dem Bau einer Schule zur Verfügung zu stellen und auf die eigene Nutzung des fruchtbaren Bodens zu verzichten, verdient wirklich große Anerkennung!

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Danach sind wir nach Gandigoan gefahren, um eine weitere SONNE-Schule zu besuchen. An diesem Standort bin ich voriges Jahr auch schon gewesen. Damals sind wir mit Plänen in der Hand vor einem mit Holzstäben abgestecktem Grundstück gestanden. Heute besuchen dort 105 SchülerInnen unsere neue Schule und genießen die neuen Rahmenbedingungen sehr. Direkt neben dieser Schule beginnen wir gerade mit dem Bau einer High School für 100 Kinder. Die Grundstücke für diese Schulen wurden ebenso von einem Dorfbewohner zur Verfügung gestellt. Nur gemeinsam geht was weiter! Ich bin auch hier sicher, dass diese neue Schule noch heuer mit motivierten Kindern gefüllt sein wird. Wetten ?

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Warum sitzt auf diesem Bild der Dorfälteste auf einem roten überdimensionierten Sessel? Diese Frage ist natürlich berechtigt. Soll ein kleiner Hinweis auf jenem Sponsor sein, der den Bau der dortigen Schule überhaupt erste ermöglicht hat. Schon eine Idee, um wen es sich handelt?  Die Errichtung der neuen Schulen wird nämlich von RED CHAIRity – XXXLutz finanziert. Dadurch haben wird nun endlich die Möglichkeit bekommen, sukzessive an allen unseren Schulstandorten solide Schulgebäude zu errichten, um dadurch die Rahmenbedingungen für unsere SchülerInnen deutlich  verbessern zu können.

Zufällig hat an diesem Tag auch das mobile Gesundheitscamp bei dieser Schule halt gemacht. Einmal im Monat haben an jedem unserer Schulstandorte unsere SchülerInnen und auch die DorfbewohnerInnen die Möglichkeit, sich medizinisch untersuchen zu lassen. Am Beginn dieser Aktion bekam jedes Kind eine eigene Gesundheitskarte. Medikamente werden bei Bedarf kostenlos, nach einer intensiven Beratung, ausgehändigt. Bei schweren Fällen organsiert unser Team auch den Transport in das nächstgelegene Krankenhaus. An Malaria erkrankte Kindern konnte so zum Glück schon mehrmals das Leben gerettet werden.

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Nachdem wir die Schule besucht hatten, sind wir zu unserem Ausbildungszentrum gefahren. In dieser Einrichtung können DorfbewohnerInnen einen Schneiderei- und Computerkurs besuchen. Im Rahmen dieser dreimonatigen Kurse – 5 Stunden in der Woche – werden Grundlagen in Office und Internetanwendungen vermittelt. Derzeit nehmen 27 motivierte Jugendliche an mehreren Computerkursen teil. Dieses Jahr haben bereits 50 TeilnehmerInnen einen Kurs positiv absolviert. Geschenkt wird auch hier niemanden was, denn ohne die zwei Prüfungen positiv zu bestehen, bekommt niemand ein Zertifikat. Da seit kurzem die Registrierungen in Hochschulen und Universitäten nur mehr online möglich ist, kann der Bildungsweg ohne Computerkenntnisse nicht fortgesetzt werden. Internet bedeutet auch Zugang zu Wissen, und was Wissen bedeutet, wissen wir doch alle. Der Mehrwert unsere Kurse wurde auch schon mehrmals von ArbeitgeberInnen der AbsolventInnen bestätigt.

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Im Nebenraum werden nicht nur unsere eigenen Schuluniformen produziert, sondern auch Schneidereikurse angeboten. Diese Kurse dauern ebenso drei Monate und sollen jungen Frauen die Möglichkeit geben, die Kunst der Schneiderei zu erlernen. Am 27.August 2014 übernahm Carmen Hutter dieses Projekt und die Verantwortung über 9 Frauen (sie waren motivierte Absolventinnen des Kurses) und begann mit ihnen, die Schnitte unserer Schuluniformen zu zeichnen. Im Anschluss begann die Herstellung unserer eigenen SONNE-Schuluniformen. So haben die Frauen die Möglichkeit, in einem sichereren Umfeld ihr eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Seither sind alle unserer Schuluniformen in Eigenproduktion entstanden. Carmen und ihr motiviertes Team haben über 2.000 SONNE-Schuluniformen für 19 SONNE-Schulen hergestellt! Wir könnten dadurch nicht nur Geld sparen, sondern 9 Frauen haben eine Anstellung gefunden und unsere Schuluniformen sind mit Sicherheit fair und nachhaltig produziert worden und entsprechen dem westlichen Standard.

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Bevor wir unseren knurrenden Bäuchen folgten, haben wir noch schnell unser neues Grundstück besichtigt, wo bald das SONNE-Office/Trainingscenter/Guesthouse gebaut wird. Leider haben wir noch immer nichts von den Behörden aus Alikadom gehört. Bekommen wir keine Genehmigung, müssen wir unsere Route komplett neu planen, was nicht immer so leicht ist.

Tag 3 in Bangladesch

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Um halb acht Morgens sind wir mit dem Auto nach Dinajpur aufgebrochen, um uns dort eine Schule aus Lehm anzusehen.

Die achtstündige Autofahrt habe ich genutzt, um von Mamun und Carmen ein wenig Bangla zu lernen. Nicht einfach, aber ein paar nützliche Phrasen sind hoffentlich hängen geblieben. Die Fahrt ist wirklich sehr schnell vergangen, denn Carmen ist nicht nur eine gute Schneiderin, sondern auch eine sehr interessante Gesprächspartnerin. Die Landschaft ist in Bangladesch auch sehr schön. Vor allem, als wir uns der Lehmschule näherten, war das Ländle und seine Menschen sehr beeindruckend. Eine Agrargesellschaft, wie sie im Buche steht. Was nicht so positiv war, sind die Auswirkungen eines sehr rasanten Fahrstils.

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Die Lehmschule der deutschen Architektin ist absolut gut durchdacht und hier kann man gerne wieder einmal das Wort NACHHALTIG verwenden. Die tolle Atmosphäre und die Bauweise sind einzigartig.

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Bevor wir in unsere Unterkunft aufgebrochen sind, wurden wir noch von der dortigen Organisation zu einem Tee und einem netten Erfahrungsaustausch eingeladen. Tolles Projekt und sehr sympathische MitarbeiterInnen!

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Beim anschließenden Abendessen hat Mamum endlich die lang ersehnte Nachricht bekommen, dass unsere Genehmigung für Alikadom angekommen ist. Juhu, unserer Weiterreise steht nichts – hoffe ich zumindest – im Weg!

Tag 4 in Bangladesch

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Nach einer erholsamen Nacht sind wir um halb Acht wieder Richtung Dhaka aufgebrochen. Ich habe die Fahrt unter anderem dazu genutzt, um mit Mamun über meine Idee eines SONNE-Umweltworkshops für unsere SchülerInnen zu reden. Da mir Umweltthemen seit langem am Herzen liegen und ich der Meinung bin, dass Umweltschutz einen höheren Stellenwert in der Entwicklungszusammenarbeit bekommen sollte, möchte ich einen SONNE-Umweltworkshop entwickeln, der unseren SchülerInnen auf einfache Weise Umweltbewusstsein vermitteln sollte. Da das Umweltbewusstsein in Bangladesch so gut wie nicht gefördert wird, sollten wir von SONNE beginnen, damit anzufangen. Mamun findet diese Idee sehr gut und sobald wir diesen Workshop entwickelt haben, werden unsere LehrerInnen bei der nächsten LehrerInnenweiterbildung diesen Workshop präsentiert und danach selbst anwenden. Dann ist die Idee, dass zwei Mal im Jahr in jeder Klasse dieser Umweltworkshop abgehalten wird. Wenn wir damit erfolgreich sind, werden wir dieses Konzept an andere Organisation weitergeben, um damit noch mehr Kinder für Umweltthemen zu sensibilisiere. Wir alle teilen uns ein globales Ökosystem und nur gemeinsam können wir es auch nachhaltig mitgestalten!

Nach 10 Stunden sind wir wieder in Dhaka angekommen. Eine gute Dusche belebt die Geister und ich hab nun endlich nach dem Abendessen die Gelegenheit, diesen Blog zu schreiben. Wenn sich ein paar Fehler in meinem Beitrag eingeschlichen haben, bitte ich um euer Verständnis, da es doch schon a bissl zeitig ist und ich morgen früh aufstehen sollte. Morgenstunde hat Gold im Mund. Morgen Abfahrt nach Alikadom um 6.30! Ich freu mich, endlich wieder Zeit mit unseren Patenkindern dort zu verbringen.

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Euer Armin