Ein Rückblick auf drei Monate humanitären Einsatz am Inle-See
Am 28. März 2025 erschütterte ein verheerendes Erdbeben der Stärke 7,7 Myanmar und hinterließ eine Spur der Zerstörung. Auch die Region rund um den Inle-See war von der Katastrophe schwer betroffen. In wenigen Sekunden verloren Tausende Menschen ihre Häuser und ihr Einkommen – und in vielen Fällen leider auch ihr Leben.
Inmitten dieser Katastrophe handelte unser lokales Team von SONNE Social Organisation schnell, umsichtig und mit vollem Einsatz. Heute, drei Monate später, möchten wir gemeinsam mit Ihnen auf diese Zeit zurückblicken – mit tiefer Dankbarkeit, berührenden Geschichten und der Erkenntnis: Ihre Unterstützung wirkt.
In diesem berührenden Video zieht Jochen Meissner mit dem Team von SONNE Social Organisation nach dem letzten Einsatz am Inle-See Bilanz über drei Monate anstrengender Hilfseinsätze.
Soforthilfe in den ersten Tagen
Bereits zwei Tage nach dem Beben war unser lokales SONNE-Team vor Ort. Die Situation war dramatisch: Viele Dörfer waren nur schwer zugänglich, die Kommunikationsnetze waren zusammengebrochen und die Infrastruktur war stark beschädigt.
Die ersten Maßnahmen konzentrierten sich auf die Verteilung von Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und Hygieneprodukten. Hunderte Menschen fanden provisorischen Unterschlupf in einem nahegelegenen Kloster, das sich als zentrales Auffanglager etabliert hat. Unser Team gehörte zu den wenigen internationalen Hilfsorganisationen vor Ort und konnte dort sowie in weiteren Dörfern am und rund um den See rasche und unbürokratische Hilfe leisten.
Unmittelbar nach dem Beben war das SONNE-Team bereits vor Ort, um in einer der am stärksten betroffenen Gegenden Hilfsgüter zu verteilen.
Wiederaufbau: 100 neue Häuser vor der Regenzeit
In den Wochen nach den ersten Nothilfemaßnahmen hat unser Team am Inle-See damit begonnen, für betroffene Familien, deren Unterkünfte zerstört wurden, neue Häuser wieder aufzubauen. Die Herausforderung bestand darin, die Bauarbeiten rechtzeitig vor Beginn der Regenzeit abzuschließen. Denn mit Beginn der Regenzeit wurde Wohnraum zur Überlebensfrage.
Innerhalb weniger Wochen errichteten lokale Bauteams, organisiert von unserer engagierten Koordinatorin Su Mon Htun, stabile, wetterfeste Häuser. Was dieses Projekt besonders macht: Die Häuser wurden nicht von großen Firmen errichtet, sondern von den Dorfbewohner:innen selbst – mit Anleitung und Material sowie ganz viel Unterstützung der SONNE-Community.
Su Mon Htun dankt allen Unterstützer:innen aus Österreich und der ganzen Welt: „Ohne diese unglaubliche Welle der Empathie und Unterstützung hätten wir niemals so vielen Menschen helfen können. Mit viel Eigeninitiative und der notwendigen Unterstützung durch die SONNE-Familie konnten die Menschen ihre neuen Häuser gemeinsam aufbauen. Diese solidarische Bauweise gibt ihnen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch ein Stück Selbstbestimmung zurück.“
Ende Juni reiste das SONNE-Team zum fünften – und vorerst letzten – Mal zum Inle-See, um die Fertigstellung des 100. SONNE-Hauses zu beaufsichtigen und es einer betroffenen Familie zu übergeben.
Nach fünf Besuchen am See und drei Monaten harter Arbeit sind in der von uns betreuten Region nur noch wenige Spuren der Katastrophe zu sehen. Die zerstörten Häuser wurden komplett neu gebaut.
Drei bewegende Erfolgsgeschichten
Unter all den bewegenden Geschichten, die unser Team während seines Einsatzes berichtet hat, möchten wir hier stellvertretend für die Hunderte Familien, denen Sie mit Ihrer Unterstützung helfen konnten, drei vorstellen.
Daw Nan Myaing – Ein neues Zuhause für eine starke Mutter
Als das Beben am 28. März die Inle-See-Region erschütterte, verlor Daw Nan Myaing mit einem Schlag alles: Ihr Haus stürzte ein und sie und ihre drei Kinder mussten in einem überfüllten Kloster Zuflucht suchen – ohne Privatsphäre und ohne Perspektive. Dort lebten sie wochenlang auf engstem Raum – mit ständiger Angst vor Nachbeben und Krankheit.
Als das SONNE-Team zum ersten Mal mit ihr sprach, wirkte sie gefasst, aber erschöpft. Ihr größter Wunsch war ein Dach über dem Kopf und fester Boden, auf dem ihre Kinder sicher schlafen können.
Wenige Wochen später war es so weit: Sie zog als Erste in eines der neu errichteten Häuser ein.
Das SONNE-Team besucht Frau Daw Nan Myaing und ihre Familie in ihrem neu gebauten Haus. Der Schock über die Zerstörung ihres alten Zuhauses ist längst vergessen.
U Sa – Ein Boot bringt Hoffnung zurück
Der 71-jährige U Sa ist seit er denken kann Fischer. Er lebt mit seiner Frau im Dorf Kyartaw am Inle-See. Das Beben nahm ihm alles: das Haus, das Boot – und beinahe auch seine Frau, die schwer verletzt ins Krankenhaus musste. Als unser Team ihn am 31. März im Kloster von Nam Pan traf, wo er Unterschlupf gefunden hatte, war er ruhig und zurückhaltend. „Ich vermisse meine Frau. Und ich weiß nicht, wie ich meine Familie versorgen soll“, sagte er.
Dank Spenden erhielt er nur wenige Tage später ein neues motorisiertes Boot. Heute fährt er wieder täglich auf den See – gemeinsam mit seiner Frau, die inzwischen genesen ist.
„Ich dachte, ich müsste von vorne anfangen. Aber jetzt fühle ich mich, als könnte ich einfach weitermachen.“
U Sa freut sich, seine Frau, die wieder genesen ist, mit seinem neuen Boot vom Krankenhaus abholen zu können. In der Zwischenzeit werden in der Werkstatt bereits zehn weitere SONNE-Boote zusammengebaut.
U Than Htay: Ein Vater kämpft für seine Kinder
U Than Htay verlor beim Erdbeben nicht nur sein Zuhause, sondern auch jegliche Sicherheit. Der Witwer lebt mit seinen vier Kindern, die alle jünger als 15 Jahre sind, und stand nach dem Beben vor dem Nichts. Als das alte Haus zerstört wurde, versuchte er, mit einfachsten Mitteln einen Unterschlupf zu bauen, doch mit dem drohenden Monsun wurde schnell klar, dass dies nicht ausreicht.
Dank Spenden von Unterstützern aus der SONNE-Welt konnte auch für ihn ein neues Haus errichtet werden. Als unser Team ihm das Haus übergab, stand er mit seinen Kindern voller Stolz im Eingang.
„Ich weiß nicht, wie ich Danke sagen kann. Aber wenn ich sehe, wie ruhig meine Kinder heute schlafen, dann weiß ich, dass es wieder aufwärts geht.“
Diese drei Geschichten sind nur einige von Hunderten, die zeigen, dass Ihre Hilfe ankommt und wirkt. Sie erzählen von Stärke, Würde und kleinen Momenten der Hoffnung, die durch viele einzelne Spenden ermöglicht wurden.
SONNE Myanmar Leiterin San San im Gespräch mit Herrn U Than Htay in seinem neuen Wohnzimmer.
Diese drei Geschichten sind nur einige von Hunderten, die zeigen, dass Ihre Hilfe ankommt und wirkt. Sie erzählen von Stärke, Würde und kleinen Momenten der Hoffnung, die durch zahlreiche Spenden ermöglicht wurden. Doch diese Geschichten sind nur ein Teil einer großen Erfolgsgeschichte, die wir in den letzten drei Monaten gemeinsam mit allen Spender:innen geschrieben haben …
11 Boote, 1.800 Menschen versorgt, 100 Häuser – Ihre Hilfe wirkt
… denn mit Ihrer Hilfe konnten wir am Inle-See und in den umliegenden Dörfern Unglaubliches erreichen! So konnten wir unter anderem …
✅ 100 neue Häuser bauen wo Familien wieder im Trockenen und sicher schlafen können.
✅ 11 Boote spenden, damit Fischer:innen und Gemüsebäuer:innen wieder ein eigenes Einkommen verdienen können.
✅ Über 1.800 Menschen sofort nach dem Beben mit Lebensmitteln, Medikamenten und Bargeld unterstützen.
Diese Zahlen sind beeindruckend. Doch was sie wirklich bedeuten, zeigen uns die vielen glücklichen Gesichter, die unser Team bei jedem Besuch sieht. Familien, die zur Ruhe kommen. Kinder, die wieder Kind sein können. Menschen, die sich selbst und anderen wieder helfen können.
Herausforderungen und weitere Schritte
Mit dem letzten Hilfseinsatz Ende Juni endet vorerst unsere akute Katastrophenhilfe in der Region. Doch die Herausforderungen bleiben: Denn die schweren Notfälle in Myanmar reißen nicht ab. Bitte helfen Sie mit, den weitgehend erschöpften SONNE-Notfallfonds wieder aufzufüllen, um für weitere Hilfsaktionen gerüstet zu sein. Viele Familien sind weiterhin auf unsere Unterstützung angewiesen.
Danke, dass Sie den Menschen in Myanmar gezeigt haben: Ihr seid nicht allein!
Lachende Gesichter und glückliche Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt. Das verdanken wir unseren Spenderinnen und Spendern aus aller Welt – und natürlich dem tapferen, engagierten Team von SONNE Social Organisation. DANKE!!