Myanmar – Ein Land mit vielen Problemen

Myanmar (früher Burma genannt) ist ein Staat in Südostasien und grenzt an Thailand, Laos, die Volksrepublik China, an Indien, Bangladesch und den Golf von Bengalen. Das Land stand seit 1962 unter einer Militärherrschaft, bis diese 2011 einen zivilen Präsidenten als Staatsoberhaupt einsetzte.  

Von 2011 bis 2016 war die Regierung von Präsident Thein Sein im Amt, die noch überwiegend aus ehemaligen Militärs bestand. Diese leitete einen politischen Reformprozess ein, der 2015 in weitgehend freien und fairen Wahlen gipfelte. Seit März 2016 hat Myanmar nach rund einem halben Jahrhundert Militärherrschaft damit erstmals wieder eine gewählte Regierung. An der Spitze der neuen Regierung steht de facto die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Die Verfassung von 2008 verbietet es ihr jedoch, das Präsidentenamt zu führen. Daher übernahm Aung San Suu Kyi nach den Wahlen den Posten der Aussenministerin sowie das eigens für sie geschaffene Amt der obersten Regierungsberaterin („State Councellor“).

Doch das Militär kontrolliert gemäß der von ihm ausgearbeiteten Verfassung von 2008 weiterhin das Innenministerium, das Ministerium für Grenzangelegenheiten und das Verteidigungsministerium. Und es kann mit der Sperrminorität von einem Viertel der Sitze im Parlament, die von nicht gewählten Vertretern des Militärs besetzt werden, Änderungen der restriktiven Verfassung blockieren. Große Teile des Militärs wenden sich auch gegen die Föderalisierungs- und Autonomiebestrebungen der verschiedenen ethnischen Minderheiten.

Denn im Vielvölkerstaat Myanmar leben über 53 Millionen Einwohner (Schätzung 2017, UN), die 135 verschiedene Ethnien angehören.

Die größte Ethnie ist mit 70 Prozent Bevölkerungsanteil die der Birmanen. Die Shan sind die zweitgrößte Volksgruppe (8,5 Prozent) und leben hauptsächlich im Shan-Staat des Landes, in Gebieten ab etwa 1000 Metern Höhe.

Im Rakhaing-Staat im Norden des Landes leben die muslimischen Rohingya, denen der Status als Volksgruppe verwehrt wird. Die Rohingya werden vom Staat nicht als ethnische Gruppe anerkannt und erhalten nicht die myanmarische Staatsangehörigkeit.

Nach einem Aufstand der Rohingya geht das Militär in Myanmar derart gewaltsam gegen die Volksgruppe vor, dass die UNO von einem „klaren Fall von ethnischer Säuberung“ und von „Anzeichen eines Genozids“ spricht. Seit August 2017 sind über eine Million Rohingya aus Myanmar ins benachbarte Bangladesch geflohen und leben dort in Flüchtlingscamps unter katastrophalen Bedingungen. Myanmar hat die meisten Vorwürfe zurückgewiesen und begründet sein Vorgehen damit, einen Aufstand legitim niederzuschlagen.

Die am weitesten verbreitete Religion in Myanmar ist der Buddhismus. Religion hat eine zentrale Bedeutung im Leben der Burmesen und ist allgegenwärtig.

Auf der internationalen Wohlstandsskala, die den Lebensstandard von Ländern international vergleicht, liegt Myanmar auf Platz 148 von 189 Ländern und Regionen. Die Lebenserwartung beträgt 66,7 Jahre, die durchschnittliche Schulbesuchsdauer liegt bei 4,9 Jahren. (2017 Human Development Report, UNDP)

Die Säuglingssterblichkeit sank von 77 pro Tausend Neugeborenen im Jahr 2002 auf 49 pro Tausend im Jahr 2011. Die Geburtenrate liegt bei 2,2 Kindern pro Frau (2016), die Alphabetisierungsrate betrug 2016 75,55 Prozent. (Weltbank)

Das Bruttoinlandsprodukt in Myanmar beträgt 67 Milliarden USD (2017). Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner von 1256 EUR (2017) gehört Myanmar zu den ärmeren Ländern der Welt. 6,4 Prozent der Bevölkerung, das sind über drei Millionen Menschen, leben von unter 1,9 USD pro Tag (2015). (Weltbank)

70 Prozent der Beschäftigten arbeiten in der Landwirtschaft. In ihr werden 43 Prozent des BIP erzeugt, während die Industrie 20 Prozent und der Dienstleistungssektor 37 Prozent beitragen. Vor der Diktatur stand das Land wirtschaftlich sehr gut da und wurde auch die „Kornkammer Südostasiens“ genannt, bekannt auch als Kupfer- und Edelsteinlieferant.

Viele Menschen arbeiten als Tagelöhner. Strom und fließendes Wasser gibt es in entlegenen Dörfern oft nicht. In den meisten Regionen außerhalb der Stadtzentren gibt es keinen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen. Es gibt keine allgemeine Krankenversicherung und vielfach fehlt auch ein Bewusstsein für Hygiene und Gesundheit.

Besonders die Lebenssituation der Kinder variiert stark zwischen den wohlhabenderen und den ärmeren Schichten. Hier erfahren Sie mehr über die Lebenssituation der Kinder in Myanmar.