Äthiopien – COVID-19 Update Juli 2020

Über die vielfältigen Krisen und die aktuellen Aktivitäten von SONNE-International bzw. unserer Partnerorganisation APDA vor Ort.

Äthiopien, AFAR, Impressionen

Valerie Browning von unserer äthiopischen Partnerorganisation APDA berichtet, dass die Menschen in Äthiopien gerade von mehreren Krisen gleichzeitig bedroht werden. Und das Corona-Virus ist dabei vielleicht das geringste Problem.

Corona-spezifische Probleme

Auch in Äthiopien steigt die Zahl der Corona-Infizierten: Aktuell gibt es 7766 bestätigte Fälle und 128 Todesopfer (Stand 15. Juli 2020).

Die Dunkelziffer liegt sicher deutlich höher, da das Gesundheitssystem schlecht ist und nicht ausreichend getestet werden kann. Ein kleines Beispiel: In ganz Äthiopien gibt es 435 Beatmungsgeräte für ca. 100 Millionen Einwohner (in Österreich sind es ca. 3500), sogar die wenigen Spitäler haben nur sehr einfache Schutzkleidung für ihre MitarbeiterInnen (Masken, Handschuhe und Kittel).

Abstandsregeln sind in der Gesellschaft der Afar, die traditionell sehr regen Sozialkontakt pflegen, kaum durchzusetzen. Hygienevorschriften sind ebenfalls sehr schwierig einzuhalten, da Wasser Mangelware ist.

Die strikten Maßnahmen der Regierung (u.a. Schließung der Schulen, Reiseverbot im Land, Einstellung des öffentlichen Verkehrs, Verbot von Märkten u.v.m.) beeinflussen das Leben der Nomaden extrem negativ und führen in vielen Fällen direkt zu Mangelernährung und Hunger.

Unsere Partnerorganisation APDA informiert über richtiges Verhalten in Corona-Zeiten mittels Informationsbroschüren und Lautsprecherdurchsagen, denn die Afar-Nomaden sind nicht im Internet! Wo immer sich Menschen treffen, werden die geforderten Verhaltensregeln wie Distanz halten und Händewaschen propagiert. Ein besonderes Problem in der Region ist das häufige Ausspucken, das bei Männern und Frauen sehr beliebt ist. Hier eine dauerhafte Verhaltensänderung zu erzielen ist eine schwierige Aufgabe, die aber enorme Fortschritte bei der Bekämpfung beinahe ALLER ansteckenden Krankheiten bringen würde.

Wo COVID-19 nur ein Problem von vielen ist

Nach kurzen und wenig ergiebigen Regenfällen hat die Hitzeperiode voll eingesetzt. Mensch und Vieh leiden, denn Nahrungsmittel- bzw. Futterknappheit sowie Mangelernährung sind eine traurige Realität. Wegen der Corona-Krise ist die Unterstützung der Hungernden und Kranken für unsere Helfer noch schwieriger als bisher.

In einigen Gebieten der Afar-Region ist die Heuschreckenplage ein weiteres dramatisches Problem, die es dem Hirtenvolk beinahe unmöglich macht, Weiden für ihre Viehherden zu finden.

Unser Partner APDA versucht alles in seiner Macht Stehende, um die Menschen mit Gesundheitsversorgung, Zusatznahrung etc. zu unterstützen. Auch alle anderen Programme (wie Bildung, Aufklärung, Alphabetisierung etc.) werden, soweit es die Corona-bedingten Einschränkungen zulassen, weitergeführt.

Unsere HelferInnen stehen Tag für Tag vor beinahe unlösbar scheinenden Problemen. Darum bitten wir Sie:

Billionen von Wüstenheuschrecken verwüsten momentan Felder und Farmen am Horn von Afrika. Sie essen alles, was grün ist und zerstören damit die Lebensgrundlage der Mernschen vor Ort. Dieser Bericht der Deutschen Welle erklärt die Hintergründe der Plage.

April / Mai 2020

Hunger, Dürre Und Heuschrecken – Das Corona-Virus scheint in Äthiopien zur Zeit das kleinere Übel zu sein.

In unserem Projektgebiet, der Afar-Region, weit abgeschieden von jeglicher Zivilisation, kämpfen die Afar-Nomaden täglich um ihr Überleben.

Abgesehen von Corona fordern derzeit auch Tuberkulose, AIDS, Malaria, Masern und Keuchhusten zahlreiche Opfer. 

Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wütet seit Monaten in Ostafrika auch noch die schlimmste Heuschreckenplage seit 25 Jahren. Die Ausläufer dieser beispiellosen Katastrophe erreichen auch die Afar-Region immer wieder. Dabei vernichten die Heuschrecken Bäume und Sträucher und so auch noch die letzte Lebensgrundlage dieser Nomaden.