Dirk Stermann gibt den Rohingya seine Stimme

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Ahmad J., 62,

war einfacher Bauer im Dorf Tolatoli.

Früher hatte ich eine Familie. Ich war Vater, Großvater, Ehemann. Heute bin das nicht mehr. Ich bin allein. Meine Familie ist tot. Alle sechs Kinder und meine Frau. Wie ich überlebt habe, weiß ich bis heute nicht. Ich weiß nur mehr, dass ich gerannt bin. Drei Tage lang. Bis ich hier angekommen bin. Mit einem Trick lockte uns das Militär zum Fluss, dann schossen sie. Nach den Schüssen kam das Feuer. Unsere Häuser wurden niedergebrannt. Die hübschen Mädchen wurden von den Soldaten ausgesucht. Was danach geschah, kann ich nur vermuten. Dabei hatten wir nicht viel. Ich war doch nur einfacher Bauer. Schon zuvor wurden wir immer wieder schikaniert und unsere Frauen vergewaltigt.  Mit einem Sprung in den Fluss konnte ich mich vor den tödlichen Schüssen retten. Dann rannte ich in den Wald. Was mit den Anderen genau passiert ist, weiß ich bis heute nicht. 2000 Menschen lebten in unserem Dorf einst. Heute, ich weiß es nicht, aber ich denke, die meisten sind tot. Ich kann nicht mehr nach Hause, denn das gibt es nicht mehr. Auch heute kann ich noch nicht richtig schlafen. Wenn ich die Augen schließe, erlebe ich diesen Moment, als die Schüsse fielen immer und immer wieder. Für mich wünsche ich mir nichts mehr. Aber für die vielen Kinder hier. Sie sollen eine Zukunft haben. Sie sollen Gerechtigkeit erfahren. Sie sollen lernen. Sie sollen eines Tages zurückkehren können. Denn hier, das ist nur vorübergehend. Das ist kein Zuhause.