Abenteuer in Bangladesch

Hey Freunde,

Die prognostizierte Dauer der Busfahrt nach Alikadam von 10 bis 20 Stunden hat sich nicht bewahrheitet, denn unser Fahrer hat seinen Riesenbus durch den Verkehr geschlängelt wie Walter Röhrl in seinen besten Zeiten. 

In Alikadam angekommen, wurde ich sehr herzlich von unseren Hostelkids im SONNE-Hostel in Empfang genommen. In diesem Hostel – das SONNE baute und seit einigen Jahren betreibt – fühlte ich sofort eine sehr positive Atmosphäre und eine sehr gute Grundstimmung unter den 31 Kindern. Nach einer erholsamen Nacht in meiner neuen Homebase starteten wir früh am Morgen unsere Tagestour zu drei von unseren elf Schulen in diesem Gebiet. Um diese Schulen überhaupt erreichen zu können mussten wir ein Boot mieten um die langen Distanzen zu den abgelegenen Schulen über den Flussweg zu überwinden.  Vom Fluss aus konnten wir unsere Dorfschulen zu Fuß gut erreichen, doch manchmal mussten wir auch kleine Bäche überqueren um unsere Kinder zu erreichen.

Dort angekommen, in den abgelegenen Dorfschulen, wurde die teils feuchte Anreise durch einen  herzlichen Empfang mehr als wieder gut gemacht. Traditionelle Dorfmusikanten, Blumen, Gedichte, leckere Getränke und fröhliche Gesichter prägten die einzigartigen Willkommenszeremonien. Ich war zum Teil wirklich sehr berührt und es fiel mir nicht immer leicht mich zu  beherrschen. An einem der von uns besuchten Standorte wird bereits fleißig an einem  neuen soliden Schulgebäude gebaut. Was mich so fasziniert hat war, dass bei 18 von 19 neuen Schulen die wir bauen,  das nötige Grundstück von den Dorfbewohnern zu Verfügung gestellt wird.  Dies war für mich ein zusätzlicher Beweis dafür, dass unser Engagement von der lokalen Community sehr geschätzt und unterstützt wird. Auch die Bauarbeiten werden zum Großteil von motivierten Menschen des Dorfes unterstützt. Auch die ältesten Dorfbewohner wissen, dass Bildung für Ihre Kinder eine bessere Zukunft bedeutet.  Diese Schule wird durch ein neues Gebäude ersetzt:

Jaja, man braucht nicht glauben, dass die lokalen Menschen keine Ahnung haben wie ein solides Gebäude gebaut werden sollte. Ich durfte mich nämlich vom Gegenteil überzeugen und unser ehrenamtlicher Architekt (heißt auch Mamun), der uns die ganze Zeit begleitete, war auch mit der Qualität und dem Baufortschritt  sehr positiv überrascht.

Noch mehr überrascht war ich persönlich vom fortgeschrittenen Bildungslevel unserer SchülerInnen. Gerne gesellte ich mich während dem Unterricht zu ihnen und nützte die Gelegenheit mich als Lehrer aufzuspielen. Als ich ein achtjähriges Mädchen das Alphabet aufsagen lies und im Anschluss sie auch noch einen von mir ausgesuchten englischen Text gut vorlas, hat mich das sehr beeindruckt. Beweis dafür, dass Mamum, unser Country Manager, ein Händchen für die Auswahl der LehrerInnen hat und diese Kinder auch Bock darauf haben zu lernen. Bildung ist Zukunft! Diese Message ist bei allen Menschen der Community definitiv angekommen.

Leider gibt es auch weniger positives zu berichten. Als unser Community-Doktor bei einer unserer Schulen eine umfangreiche Gesundheitsuntersuchung durchführte, mussten wir feststellen, dass viele unserer Kinder an Hautkrankheiten, Darm-Würmern und Malaria leiden. Dieses Dorf liegt sehr nahe am Fluss. Man sagte mir, dass der Fluss in den letzten Jahren immer wärmer wurde und sich deshalb die Wasserqualität  verschlechterte und sich krankheitsübertragende Moskitos stärker vermehren konnten. Gesteine wurden dem Fluss entnommen und Schattenspendende Bäume im großen Stil  für industrielle Zwecke geforstet. Dann kommt noch Freund, besser gesagt Feind Klimawandel dazu und jener Mix zerstört die natürliche Flussmorphologie und wirkt sich sehr schlecht auf die Lebenssituation dieser DorfbewohnerInnen aus. Bei einer von mir durchgeführten LehrerInnenbefragung wurde mir mitgeteilt, dass heuer schon 10% unserer SchülerInnen an Malaria erkrankt sind. Tendenz steigend! Wir hoffen mit unseren neu begonnen monatlichen Gesundheitsuntersuchungen etwas gegen die Ausbreitung  dieser Krankheit unternehmen zu können. Zwei an Malaria erkrankte SchülerInnen (siehe unteres Bild)  haben wir noch am selben Tag mit unserem Boot in das nächstgelegene Krankenhaus überstellt. Eine Basisgesundheitsversorgung  speziell in dieser Region ist besonders wichtig, denn kranke Kinder haben auch von einem guten Unterricht sehr wenig.

 

Es würde noch so viele Geschichten geben, die ich gerne mit Euch teilen möchten, aber das würde den Rahmen eines Blogs sprengen. Abschließen möchte ich noch kurz mit zwei sehr beeindruckenden Aktivitäten. Wer mich kennt, weiß dass ich nicht gerade ein großer Fußballfan bin, aber als unser SONNE-Hostelteam gegen eine andere Schule spielte, habe auch ich mitgefiebert. In ihren neuen Dressen gesponsert von Rapid haben sie alles gegeben und 2:0 gewonnen.

Alles in allem waren die letzten zwei Wochen eine sehr wertvolle Zeit für mich. Die Menschen in Bangladesch sind extrem gastfreundschaftlich und ich hatte Gespräche an die ich mich noch in Jahren erinnern werde. Unsere Projekte in Bangladesch zu besuchen und den Erfolg dieser mit eigenen Sinnen wahrzunehmen hat einiges für mich verändert. In manchen Momenten hätte ich mir gewünscht meine einzigartigen Eindrücke mit Euch vor Ort teilen zu können!

Liebe Grüße,
euer Armin