Min ga la ba Myanmar!

Letzter Tag in Bangladesch und Tag 1 in Myanmar

Eine spannende und erfolgreiche Reise quer durch Bangladesch geht zu Ende. Es wird wieder Zeit meine sieben Sachen zu packen und zum Flughafen in Dhaka zu fahren. Dort angekommen verabschiedete ich mich von Mamun und gönnte mir noch ein kleines Frühstück, bevor mein Flugzeug nach Yangon die Turbinen startete. Die zwei Stunden Flugzeit sind im wahrsten Sinn wie im Flug vergangen.

Um 14.00 Uhr am Flughafen in Yangon angekommen, schulterte ich meinen Rucksack und schlenderte Richtung Ausgang, wo ich schon aus der Ferne ein Schild mit Mr. Armin erblickte. Bei Mr. Armin muss ich innerlich immer ein wenig lachen. Hinter diesem Schild verbargen sich zwei sympathisch lächelnde Mitarbeiterinnen von unserem lokalen Team. Während der Taxifahrt zu meiner Unterkunft haben wir uns schon super unterhalten und bei der ersten Kreuzung war das Eis schon gebrochen. Diese gute Grundstimmung steigerte meine Vorfreude auf die gemeinsamen Arbeitstage.

Am Abend spazierte ich ein wenig in der Gegend herum, um die kulinarische Vielfalt dieses Landes unter die Lupe zu nehmen. Ich habe ein kleines Restaurant auf der Straße ausgewählt und meiner ersten Kontaktaufnahme mit den lokalen Geschmäckern stand Nichts mehr im Weg. Zufrieden schlenderte ich in meine Unterkunft zurück und begann mich auf die erste Besprechung im Büro vorzubereiten.

Tag 2 in Myanmar

Nachdem ich zum Frühstück wohltuende Gemüsenudeln zu mir genommen habe, sind wir in eines unserer Day Care Center gefahren. Wie in so vielen anderen Ländern sind auch hier die Taxis rollenden Kühlschränke auf vier Rädern. Wer hier eine Klimaanlage zur Verfügung hat, nutz sie auch. Das Einsteigen in ein Taxi erinnert mich manchmal an einen Saunabesuch mit anschließender Schneeballschlacht im Freien.

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Von lächelnden Kindergesichtern wurde ich herzlich begrüßt. Berührungsängste kennen diese Kinder nicht und lassen sich aber auch nicht vom Unterricht ablenken.

In dieser Tagesbetreuungsstätte für Straßenkinder sind derzeit 44 Kinder registriert. Täglich kommen durchschnittlich 25 Kinder, um sich hier zu waschen und lesen und schreiben zu lernen. Für medizinische Versorgung ist hier auch gesorgt. Hier hatte ich das Gefühl, dass Kinder die Möglichkeit haben Kinder zu sein. Nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Familien, wenn vorhanden, werden von uns durch SozialarbeiterInnen unterstützt. Seit heuer sind zwar öffentliche Schulen in Myanmar frei zugänglich, aber es können dennoch viele Kinder dieses Angebot nicht wahrnehmen. Viele Kinder können keine öffentliche Schule besuchen, weil sie keine Geburtsurkunde haben, oder ihren Eltern das Geld fehlt für Schuluniformen, Bücher, Hefte und Bleistifte. Wir versuchen nun hier eine Brücke zu sein und helfen ihnen bei der Organisierung der Geburtsurkunden, und stellen ihnen das erforderliche Basisequipment zur Verfügung. Durch diese Maßnahmen werden wir in einem Jahr ungefähr 100 Kindern den Zugang zu einer öffentlichen Schule ermöglichen.

Da unsere Lehrerin sich um ein krankes Kind kümmern musste, wurde ich gebeten den Unterreicht zwischenzeitig fortzuführen. Da stand ich nun vor einer Tafel und wurde erwartungsvoll angelächelt. Naja, das Alphabet mal gemeinsam aufsagen kann nicht schaden, dachte ich mir. Danach ein paar Rollenspiele um Phrasen zu erklären, und ich fühlte mich schon sicher in meiner Rolle als Aushilfslehrer. Doch als ich gebeten wurde Kinderlieder zu singen, musste ich passen. Spontan ist mir kein einziges kindertaugliches Lied eingefallen und ,,Paradise City“ von Guns N‘ Roses wäre eventuell „a bissl schräg rübergekommen“. Wie dem auch sei! Danach sind wir in unser Büro gefahren, wo ich zum Glück nicht noch aufgefordert wurde zu tanzen, sondern lediglich unseren Arbeitsplan für die kommende Woche zu besprechen.

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Tag 3 in Myanmar

Nachdem ich mir zum Frühstück wieder die wohltuenden Gemüsenudeln gönnte, sind wir nach South Dagon in unser zweites Day Care Center gefahren.

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Im Anschluss haben wir das naheliegende Kloster besucht. Der Mönch „in Charge“ unterstützt unsere Bildungsinitiativen schon seit längerem und gibt unserem Team auch gute Tipps für die Umsetzung.

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Bevor wir zu unserem dritten Day Care Center aufgebrochen sind, wollte ich mir noch das Dorf ansehen aus dem die meisten unserer Schützlinge stammen. Die Lebensbedingungen dort sind alles andere als rosig. Obwohl eigentlich Schule wäre, sind dort viele Kinder zu sehen, die sich durch Müllsammeln ihr lebensnotwendiges Einkommen verdienen. Kein schöner Anblick, Kinder zu beobachten, die in Bergen von Müll nach Verwertbarem suchen. Auch in diesem Dorf fragen wir die BewohnerInnen, warum die Kinder nicht in die Schule gehen. Auch hier wurde uns gesagt, dass die fehlenden Geburtsurkunden in vielen Fällen der ausschlaggebende Grund sind.

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So, durchatmen, das Gesehene schnell verdauen, und weiter geht’s zu unserem dritten Day Care Center. Die gute Atmosphäre hier war wieder eine wohltuende Abwechslung. Das Lachen der Kinder war sofort ansteckend, und wir hatten echt viel Spaß. Unsere beiden enthusiastischen Lehrerinnen haben dieses Center echt zu einem einzigartigen Ort verzaubert. Es wurde laut gelernt, und noch lauter getanzt. Solche Momente sind mein Treibstoff.

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Tag 4 in Myanmar

Heute habe ich den ganzen Tag mit unserem Kernteam im Büro verbracht, um neue Aktivitäten gemeinsam zu besprechen. Es ist immer eine spannenden Herausforderung neue Projekte so zu konzipieren, dass mit dem vorhandenen Budget so viele benachteiligte Menschen wie möglich unterstützt werden können. Eine langfristige Perspektive und Hilfe zur Selbsthilfe stehen bei unserer Planung immer ganz oben. Wer glaubt, dass wir mit einem Geldkoffer in unsere Projektländer fliegen, um es dort unbedacht zu verteilen, der irrt! Wer mir nicht glaubt, fliegt entweder einmal mit mir mit, oder besucht mich im Büro, um einen 50-seitigen Projektantrag lesen zu können. Die minutiöse Konzeptionierung, Implementierung und anschließende Evaluierung von sozialen Projekten sind privatwirtschaftlichen Unternehmungen sehr ähnlich, nur das Umfeld und die Zielsetzung ist eine andere.

Tag 5 in Myanmar

Wenn der frühe Vogel seinen Wurm fängt, sind wir mit unserem Team schon Richtung NPK unterwegs. Seit Jahren unterstützt SONNE-International eine Klosterschule im Dorf Nga Pyaw Kyaun im Ayeyarwaddy-Deltagebiet. Vor zwei Jahren wurde mit SONNE-Mitteln ein neues Schulgebäude errichtet, in dem die Sekundarschule untergebracht ist (Schulstufen 5-8). Die älteren Kinder können ihre schulische Ausbildung jetzt endlich unter angemessenen Bedingungen fortsetzen! Wir sind zuversichtlich, diese Fortbildung  auch zukünftig durch neue Patenschaften gewährleisten zu können.

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Doch was hilft eine geeignet Schule, wenn die Kinder aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht regelmäßig am Unterricht teilnehmen können?

Deshalb macht unser mobiles Gesundheitscamp auch hier regelmäßig halt, um Untersuchungen durchzuführen und bei Bedarf kostenlos Medizin auszuhändigen. Ich durfte dabei sein, auch wenn ich hier einmal nicht unterstützend tätig war.

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An diesem Tag wurden mehr als 100 Kinder untersucht. Viele SchülerInnen hatten starke Hautausschläge und bekamen eine heilende Creme. Die Ärztin machte die Kinder auch auf die Ursachen – oft Mangel an Hygiene – ihrer Krankheit aufmerksam, bevor die Medizin von anderen MitarbeiterInnen ausgehändigt wurde. Eine Gesundheitsversorgung gehört einfach zu einer Bildungsinitiative zwingend dazu.

Ach ja, was ich euch an dieser Stelle noch erzählen möchte, war die Begegnung mit einem Jungen mit Beinprothese. Ein Dorfjunge hat uns erzählt, dass ihn sein Vater – ein Tagelöhner – vier Jahre jeden Tag mehrere Kilometer in die Schule getragen hat, bevor er dann von einer lokalen Organisation eine Beinprothese bekam. Dies ist für mich ein Zeichen, dass einerseits die Notwendigkeit für Bildung auch bei entlegenen Dorfbewohnern angekommen ist, und andererseits, dass eine kleine finanzielle Unterstützung das Leben eines Menschen wesentlich verbessern kann. Ich glaube sein Vater freut sich auch für ihn – und auch für sich!

Nach einem spannenden Tag ging es wieder mit unserem gemieteten Truck drei Stunden zurück nach Yangon. Es war eine lustige Fahrt und der quer kommende Regen konnte die gute Stimmung auch nicht verwaschen.

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Was es mit inhaftierten Kindern auf sich hat, werdet ihr in meinem nächste Blog erfahren.

Bis dann….