Schulstart, Fußball und ein freier Tag – viele außergewöhnliche Ereignisse in kurzer Zeit

Auf die Plätze, fertig, los – ab in die SONNE-Schule für die Straßenkinder Yangons!

All die Planerei, Herumfragerei und Aufschreiberei der letzten Wochen hat sich nun endlich in die Realität umgesetzt: Seit ein paar Tagen können insgesamt knappe 80 Kinder (Tendenz steigend) aufgeteilt auf zwei Regionen am SONNE-Bildungsprogramm teilnehmen. Die wenigsten dieser Kinder waren jemals in der Schule und können somit weder schreiben, lesen noch rechnen. Die informelle Bildung bzw. Alphabetisierung soll der Grundstein für die weiterführenden einkommensschaffenden Trainings sein, an denen nach erfolgreichem Abschluss der Grundbildung teilgenommen werden kann. Am ersten „Schultag“ gab es trotz Fehlen von Schultüten und dem bei uns üblichen Trara eine große Aufregung bei den Kindern. Samt LehrerInnen und SozialarbeiterInnen fanden wir uns in der bescheidenen Hütte von Kin Kin, unserer Schneiderinnentrainerin ein, die zwischen den beiden Regionen wohnt. Bei all den Kindern bogen sich die Bodenholzbretter bedenklich (zumindest für meinen Geschmack). Es wurde ganz schön eng und heiß, was aber der guten Stimmung nichts ausmachte. Nachdem alle Kinder registriert und eingeteilt wurden (in Vormittags- und Nachmittagsunterricht) durften wieder alle nachhause gehen. Der Boden war danach noch ganz. Wir statteten den beiden Klostern einen Besuch ab, wo ab morgen der Unterricht startet. Gegen eine kleine freie Spende können wir hier in Zukunft den Kindern Raum geben zum Lernen. Ein paar Familienbesuche geben einmal mehr Einblick in das ärmliche Leben der Menschen hier. Hat man einmal eine dieser Hütten gesehen, kann man sich nur schwer vorstellen, wie hier ganze Familien schlafen, essen und leben können.

Schuleinschreibung - eine enge Angelegenheit...

Schuleinschreibung – eine enge Angelegenheit…

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Einer der neuen Kloster-Klassenzimmern der SONNE-Schule (wie man sieht auch verwendbar für ein Mittagsschläfchen)

Einer der neuen Kloster-Klassenzimmern der SONNE-Schule (wie man sieht auch verwendbar für ein Mittagsschläfchen)

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Aufteilung der Schulklassen und Registrierung aller Kinder

Aufteilung der Schulklassen und Registrierung aller Kinder

Die Ballsaison ist eröffnet: die Gefängiskinder im Fußballfieber

Meine nächsten zwei Besuche im YCDC, bei den Gefangenenkindern bestätigen einmal mehr, dass alle Kinder Spaß brauchen – vor allem jene, denen ohnehin nicht oft zum Lachen zumute ist. Wie schon das letzte mal festgestellt, bewährt sich Sport-Entertainment bei Sprachhürden, bedingt durch meine nicht vorhandenen Burmesisch-Kenntnisse. Nachdem ich ein paar Bälle besorgt habe (selten war ich über einen Einkauf im Nachhinein so zufrieden), ging es heiß her bei den scheinbar überaus fitten und talentierten Jungs. Nach kurzer Diskussion, erlaubten uns die Aufseher mit allen Kindern in den Hof zu gehen. Der steinige Boden ist zwar vielleicht kein optimaler Fußballfelduntergrund bei Barfüßlern, aber das scheint die Euphorie nicht zu mindern. In kleinen Gruppen wurde großer Einsatz beim Fußball gezeigt. Danach zeigte Win Thein, unser Ex-General, was er sich körperlich noch so vom Militär gemerkt hat. Auch ich ließ mich zu all den Hampelmännern und Liegestütz motivieren. Etwas überrascht, dass ich mit den fitten Burschen mithalten konnte, schließe ich daraus, dass man im Kollektiv einfach mehr erreichen kann – und auf alle Fälle mehr Spaß hat!

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Der tapfere Tormann hält die Stellung

Der tapfere Tormann hält die Stellung

Versteckte Talente: wer hätte gedacht wie gut diese Kids jonglieren können?

Versteckte Talente: wer hätte gedacht wie gut diese Kids jonglieren können?

Endlich ein freier Tag. Oder: Wie aus Sightseeing eine Familienfeier wird

Am letzten Wochenende stand tatsächlich so wenig am Programm, dass ich Zeit hatte für einen Tag Vollblut-Touristin zu sein. Mein Tagesausflug führte mich in den Süden Yangons, nach Bagu. Die ehemalige Hauptstadt und viertgrößte Stadt Myanmars hat außer Pagoden nur Pagoden zu bieten. Der restliche Charme ist auf die Menschen dieser Stadt angewiesen. Und die sind wie immer einladender denn je. Eigentlich wollte ich mir nur eine Pagode von innen anschauen. Tatsächlich endete ich inmitten einer großzügig ausgerichteten Familienfeier, mit (für meine Ohren) unaushaltbar schrägen Tönen und Klängen, Tänzen mit als Frauen verkleideten Männern und viel Essen. Wie das geht? Ganz einfach. Man beobachtet mit neugierigem Blick die Meschenansammlung, läuft aus Versehen in deren gemieteten Nebenraum und schon winken einen alle zum Tisch. Man (ich) sollte (kann) nicht ablehnen. Daher hocke ich mich einfach einmal hin und lasse mir diverse Gerichte auf den Teller häufen. Mein ganzes Leben lang in Österreich ist mir nicht soviel Gastfreundschaft untergekommen wie hier. Und es sei nur angemerkt, dass hier der Durchschnittslohn vielleicht bei einem Sechstel im Vergleich zum Österreichischen liegt.

Touritrip nach Bagu

Touritrip nach Bagu

Inya Lake - Yangon von seiner schönsten Seite

Inya Lake – Yangon von seiner schönsten Seite

Rückblick, Ausblick und ein bisschen Wehmut

Meine Zeit in Yangon neigt sich mittlerweile dem Ende zu. Die Tage sind voll mit letzten Meetings und Zusammenkratzen von Informationen für die finalen Reporte. (Klingt einfach, ist es nicht: man bedenke immer die Sprachbarriere mit!). Auch wenn die letzten Wochen nur so verflogen sind, ist rückblickend in kurzer Zeit einiges geschehen und viel weitergegangen. Die Anzahl der an unseren Programmen begünstigten Kindern und Jugendlichen konnte um einiges erhöht werden und wird in Zukunft noch weiter steigen. Auch wenn meine Nerven manchmal kurzfristig aufgebraucht waren, war ich letztendlich doch sehr glücklich, für diese (zu kurze Zeit) Teil des lokalen Teams sein zu dürfen. Der Einsatz jedes und jeder Einzelnen hier ist bemerkenswert und bestärkt meine Unterstützung für und Überzeugung von SONNE umso mehr. Für manche mag vielleicht das Ausmaß unserer Projekte in Relation zu Myanmars Population (ca. 53 Mio!) und Vielfalt der sozio-ökonomischen Probleme wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirken. Auch wenn dem so ist und KeineR von uns die Welt „retten“ kann, so zählt letztlich jedes einzelne Kind, jeder Jugendliche, jede alleinerziehende Mutter (u.v.m.), die durch eine kleine Unterstützung größere Chancen auf ein aussichtsreicheres und selbstbestimmtes Leben bekommen. Das sollten wir uns alle vor Augen halten!

Heute ist nicht aller Tage, ich komme wieder, keine Frage!

Zusammengefasst: Ich freue mich schon auf mein hoffentlich baldiges Wiederkommen. Jetzt geht es aber erst einmal ab nach Indonesien für mich. Somit verabschiede ich mich in die „Ferien“ und danke all jenen, die eifrig beim Lesen dabei waren! (Diverse Reiseerlebnisse kann man bei Interesse übrigens auf meinem privaten Blog http://sabinebner.blogspot.co.at/ mit verfolgen.) Ansonsten bis zu meiner nächsten SONNE-Reise und allen noch einen schönen Sommer!

SONNIGE Grüße und alles Liebe, eure Sabine